Einen Ausweg aus diesem Dilemma will das Berliner Startup Zeitmeilen AG mit einem neuartigen digitalen Service aufzeigen. Die Idee: Pendler sollen nicht täglich stur dieselbe Strecke fahren, sondern sich bei ihrer Routenwahl an den individuellen Empfehlungen ihrer Mobilitäts-App orientieren. Die empfohlene Fahrtstrecke kann, trotz identischen Ziels, täglich eine andere sein, oder auch – z.B. bei großflächigen Verkehrsbehinderungen – ein Vorschlag, das Auto auf dem nächsten Park-and-Ride-Platz abzustellen und mit der U-Bahn weiterzufahren. Wer der Empfehlung folgt, kommt in jedem Fall schneller und entspannter an sein Ziel, und auch die Stadt insgesamt profitiert, indem der Verkehrsfluss zeitlich und räumlich entzerrt und optimal auf die vorhandene Infrastruktur verteilt wird.
Für jeden Teilnehmer ermittelt Zeitmeilen eine individuelle, staufreie Route zu seinem Ziel. Die Anwendung ist vor allem für Berufspendler gedacht, die regelmäßig gleiche Wegstrecken zurückzulegen haben; mit der Vorhersagefunktion lassen sich jedoch auch neue Wegstrecken zeitlich optimieren. Als Basis für die Zeitmeilen-Empfehlungen dienen die Bewegungsdaten aller Zeitmeilen-Nutzer, die um aktuelle und historische Verkehrsdaten der regionalen Verkehrszentrale ergänzt werden. Auf diese Weise sind valide Vorhersagen möglich, die auf aktuellsten Daten basieren und so auch kurzfristige Einflüsse berücksichtigen. Umgekehrt kann das System auch den Verkehrsbehörden wertvolle Zusatzinformationen liefern, die sie zur Verkehrsbeeinflussung und -optimierung nutzen könnten.
Vorteile gegenüber anderen Routing-Apps
Im Vergleich zu anderen Routing-Apps hat Zeitmeilen gleich mehrere Vorzüge: Erstens hat das System Zugriff auf eine umfassende regionale Datenbasis und kann somit auch absehbare Verkehrseinschränkungen, etwa durch künftige Baustellen, bei ihren Empfehlungen berücksichtigen; zweitens werden nicht nur die individuellen Routen einzelner Verkehrsteilnehmer, sondern parallel die Routen aller Zeitmeilen-Nutzer optimiert und so die „Schwarmintelligenz“ genutzt; drittens können auch die Interessen des Gemeinwohls Berücksichtigung finden, indem z.B. Ausweichstrecken nicht durch sensible Bereiche wie Wohngebiete oder an Schulen vorbei geführt werden. Und nicht zuletzt erfüllt Zeitmeilen höchste Anforderungen an den Datenschutz: Die Anwendung nutzt eine patentierte, DSGVO-konforme Ortung, es werden keine individuellen Bewegungsprofile erstellt. Sämtliche Prozesse laufen anonymisiert und verschlüsselt über deutsche Server und Netze.
Incentivierung allgemein
Bonuspunkte schaffen zusätzliche Anreize
Nun müssten die Verkehrsteilnehmer nur noch den guten Ratschlägen von Zeitmeilen folgen und alles wäre gut … aber leider ist der Mensch ein Gewohnheitstier und fährt gern jeden Tag seine gewohnte Strecke. Um ihn auf neue Wege umzuleiten und zu „vernünftigem“ Mobilitätsverhalten zu bewegen, enthält Zeitmeilen daher zusätzlich ein Belohnungssystem mit Gamification-Komponenten. Wer die Anwendung regelmäßig nutzt und sich an die Routenempfehlungen hält, erreicht nicht nur schneller sein Ziel, sondern kann – als Dankeschön für seine Flexibilität – Bonuspunkte („Zeitmeilen“) sammeln. Diese können später in ideelle, virtuelle oder geldwerte Prämien eingetauscht werden, beispielsweise Gratisparkzeiten oder Einkaufsgutscheine. Das in Zeitmeilen integrierte Incentive-Programm ermöglicht so auch vielfältige Beteiligungsmodelle für die regionalen Mobiltitätsanbieter.
Anwendung im Unternehmen
Neben den Pendlern, die dank Zeitmeilen den Stau umfahren, und Kommunen, die von Verkehrsspitzen entlastet werden, können auch Unternehmen profitieren, wenn sie Zeitmeilen für ihre Mitarbeiter einführen. Zum einen kommen diese morgens entspannter und pünktlicher zur Arbeit, zum anderen lassen sich durch den effizienteren Einsatz von Firmenflotten und die Reduktion von Parkflächen konkrete Einsparungen erzielen. Der Aufwand für Einrichtung und Betrieb der Zeitmeilen-Anwendung amortisiert sich somit binnen kurzer Zeit – denn dafür genügt ein Bruchteil der Kosten, die sonst z.B. für den Bau und Betrieb von Parkplätzen anfallen würde. Darüber hinaus kann das Unternehmen durch die aktive Beteiligung seiner Belegschaft am vernünftigen Pendeln seine CO2-Bilanz nachhaltig verbessern.
Incentivierung im Unternehmen
Auch die Incentivierung kann im Unternehmenskontext sinnvoll eingesetzt werden: Beherzigt ein Mitarbeiter die Empfehlungen der App (z.B. Fahrt außerhalb der Stoßzeiten, Nutzung einer alternativen Strecke) oder fährt ressourcenschonend (z.B. mittels Carpooling, Nutzung von ÖPNV oder Fahrrad), sammelt er Zeitmeilen, die er anschließend gegen eine Prämie eintauschen kann. Zusätzlich können interne Wettbewerbe („Zeitmeiler des Monats“) zur Motivation beitragen. Als Ergänzung zur App gibt es ein Dashboard zur Erfolgskontrolle, dass z.B. in der Betriebskantine platziert werden kann und so weitere Mitarbeiter zum Mitmachen motiviert. Da Zeitmeilen nicht sanktioniert, sondern immer nur positives Mobilitätsverhalten belohnt, haben auch die Vertreter der Arbeitnehmermitbestimmung und der Gewerkschaften in der Regel keine Vorbehalte gegen eine Einführung solcher Incentivierungsmaßnahmen.
Whitelabel-Applikation
Flexible Integration in Mobilitäts-Apps
Inzwischen gehört die Zeitmeilen AG zur Familie des Freiburger Softwareunternehmens highQ, das auf die Entwicklung von IT-Lösungen für den öffentlichen Verkehr und Controlling-Lösungen für Banken spezialisiert ist. Nutzer der von highQ entwickelten Mobilitäts-App mytraQ können die Zeitmeilen-Funktionen daher schon heute in vollem Umfang für die Optimierung von betrieblicher Mobilität nutzen. Darüber hinaus steht Zeitmeilen weiterhin als selbstständige App sowie als Whitelabel-Applikation zur Integration in Routing- und Ticketing-Apps anderer Anbieter zur Verfügung. Ein Beispiel für eine solche Whitelabel-Anwendung ist die multimodale Mobilitäts-App moveBW in Stuttgart. Auch im Unternehmenskontext wurde Zeitmeilen bereits eingesetzt (im Rahmen der Initative SB:digital des Bundesministeriums für Bildung und Forschung).
Um die Nutzerakzeptanz zu erhöhen, verfolgt Zeitmeilen grundsätzlich das Prinzip „Belohnen statt Bestrafen“: Die Fahrt im eigenen Auto wird nicht – wie etwa im Fall eines Fahrverbots oder einer Citymaut – sanktioniert, sondern der motorisierte Individualverkehr bleibt Teil des von Zeitmeilen optimierten Mobilitätsmixes. Wenn vom Anwender gewünscht, kann jedoch der Umstieg auf die Verkehrsmittel des Umweltverbunds über die Incentivierungsfunktion belohnt werden. Selbst eingefleischte Autofahrer lassen sich auf diese Weise eher „abholen“ und Schritt für Schritt zu einem multimodalen, umweltfreundlicheren Verkehrsverhalten bewegen. Für verkehrsgeplagte Kommunen wie auch Unternehmen mag es daher effektiver sein, einen kleinen Betrag in Zeitmeilen anstatt einen größeren in weitere Straßen oder Parkplätze zu investieren.
Die Zeitmeilen AG ist ein Schwesterunternehmen der highQ Computerlösungen GmbH und leistet einen konkreten Beitrag zur Verwirklichung nachhaltiger Mobilität. Durch technologische Vernetzung von Informationen wird Mobilität komfortabel und stressfrei für den Einzelnen, effizient für Wirtschaft und Gesellschaft sowie schonend für die Umwelt gestaltet.
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