Seit der Eröffnung im Februar 2022 vergeht keine Woche, in der nicht mindestens eine Schulklasse den neu gebauten Ellen DeGeneres Campus des Dian Fossey Gorilla Fund besucht. Das knapp fünf Hektar große Areal liegt unmittelbar am Volcanoes Nationalpark, gut 100 Kilometer nordwestlich von Ruandas Hauptstadt Kigali entfernt, und ist für seine wildlebenden Berggorillas weltbekannt. Neben Einheimischen nutzen naturschutzinteressierte Touristen das einzigartige Angebot der Einrichtung. Die Neugierigen erwartet ein rund 4.500 Quadratmeter umfassender Gebäudekomplex mit diversen Ausstellungen und interaktiven Erlebnissen, die faszinierende Einblicke in die Lebenswelt der vom Aussterben bedrohten Menschenaffen ermöglichen. Verstärkt wird der Besucherzustrom durch afrikanische Wissenschaftler und Studierende, die hier beste Arbeitsbedingungen vorfinden, so dass aus ihnen die nächste Generation wegweisender Gorillaforschender hervorgehen kann.
Ein Land im Aufbruch
Gut ausgebildete Talente braucht Ruanda allemal, geht es künftig noch mehr darum, Gorilla- und Naturschutz mit Wirtschaftswachstum und Wohlstand durch Ökotourismus in Einklang zu bringen. Zwar hat sich die Zahl der "sanften Riesen", wie Berggorillas liebevoll genannt werden, seit Mitte der 1980iger Jahre infolge strikter Maßnahmen von 250 auf etwa 600 Tiere in den Virunga-Bergen mehr als verdoppelt. Ihr Lebensraum wird jedoch zunehmend kleiner, weshalb weitere Initiative nötig ist, um Konflikte zwischen den einzelnen Berggorilla-Gruppen untereinander und mit der wachsenden lokalen Bevölkerung zu vermeiden. Denn Ökotourismus ist ein wichtiger Wirtschaftssektor, der dem ostafrikanischen Land in 2019 Einnahmen von beinahe 500 Millionen US-Dollar einbrachte. Überdies gehört Ruanda zu den wenigen Ländern Afrikas, die die Milleniumsziele der Vereinten Nationen größtenteils erreicht haben und eine Vorreiterrolle bei der Umsetzung der Agenda 2030 und des Pariser Klimaabkommens einnehmen. Plastiktüten etwa sind in Ruanda seit 2006 verboten, Mülltrennung gibt es in Kigali seit 2009. Auch für die starke Waldrodung in Schutzgebieten zur Feuerholzgewinnung für Kochstellen scheint eine Lösung gefunden. So verringern effiziente Öfen den Holzbedarf zum Kochen um bis zu 80 Prozent, womit sich der Alltag der Menschen verbessert und ihnen Geld für andere Dinge wie bessere Nahrung und Bildung bleibt. Hinzu kommt, dass 40 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre alt sind. Jobs und Perspektiven für die jungen Menschen zu schaffen, ist nicht nur zur Armutsbekämpfung wichtig, sondern elementar für gesellschaftlichen Frieden, Sicherheit und Stabilität im Land. Der Ellen DeGeneres Campus des Dian Fossey Gorilla Fund eröffnet also zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Er bietet den Menschen in der Region einen leichten Zugang zu Naturschutzthemen. Zugleich fungiert er als Impulsgeber, gerade für junge Leute, sich mit Berggorillas und dem fragilen Ökosystem, in dem diese leben, zu beschäftigen.
Architektur, die Positives bewirkt
Das visionäre Architektur- und Gestaltungskonzept des Gebäudeensembles stammt von der für ihre kontextbasierte Herangehensweise an Bauwerke vielfach prämierten MASS Design Group. Jüngst erhielt das Netzwerk den "Architect Firm Award", den das American Institute of Architects jedes Jahr an herausragende Architekturbüros mit Sitz in den USA vergibt. Die Mission von MASS (ein Akronym für "Model of Architecture Serving Society") ist, Gebäude zu bauen, die Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Heilung fördern. Um dieses Ziel zu erreichen, inkludiert das 2008 gegründete, gemeinwohlorientiert arbeitende Kollektiv neben ökologischen und ökonomischen Aspekten auch soziale Belange und Bildungsthemen in seine Planung. Rund 250 Architekten, Ingenieure, Designer, Wissenschaftler und Künstler gehören dem in Boston beheimateten Netzwerk an, das weltweit mit Regierungen und Gemeindeorganisationen zusammenarbeitet, um durch Architektur Positives für die Menschen vor Ort zu bewirken. Zu den bisher umgesetzten circa 80 Projekten, darunter für die Clinton Global Initiative in Afrika und die Gesundheitsorganisation GHESKIO in Haiti, gehören Schulen, Krankenhäuser und Kulturstätten. In Ruanda, wo MASS eine Dependance unterhält, realisierte das Kollektiv bereits mehrere Gebäude, zum Beispiel das Kigali House, ein Zentrum für ruandische Start-ups der schwedischen Norrsken Stiftung, und die Ruhehe Primery School der M² Foundation.
Wer Menschen hilft, rettet Gorillas
Die Kooperation von MASS mit dem Dian Fossey Gorilla Fund beginnt in 2015. Der Wunsch der Stiftung, im Bezirk Musanze, möglichst nahe am Volcanoes Nationalpark, ein größeres Gebäude zu errichten, das Platz für die vielen Aktivitäten der Organisation bietet, führt die beiden zusammen. Der Dian Fossey Gorilla Fund ist die weltweit älteste und größte Stiftung, die sich für den Schutz von Berggorillas einsetzt. Ihre Arbeit kombiniert Schutzmaßnahmen und das Studium einzelner Tiere mit bürgernahen Programmen, die darauf abzielen, lokale Naturschützende auszubilden und die Existenzgrundlage der Menschen, die unweit der Berggorillas leben, zu verbessern. Zunächst wird gemeinsam ein umfassendes Designkonzept erarbeitet, das sowohl die Wünsche der Stiftung berücksichtigt als auch den komplexen Bedingungen vor Ort Rechnung trägt. Für die Landschafts-planung kommen Experten von TEN x TEN aus Minneapolis ins Team. Die umwelttechnischen Lösungen entwickeln Ingenieure von Transsolar. Entstehen soll ein ressourcenschonender Gebäudekomplex mit Flächen für die Präsentation des Lebenswerks der legendären US-amerikanischen Gorillaforscherin und Stiftungsgründerin Dian Fossey und mit ausreichendem Platz für die Einrichtung eines Forschungs- und Bildungszentrums. Außerdem soll er ein Anziehungspunkt für Öko-Touristen sein.
Ein Campus zum Forschen, Lehren und Lernen
Durch die großzügige finanzielle Zuwendung des "Ellen Fund", eine von der US-amerikanischen Moderatorin und Schauspielerin Ellen DeGeneres zum Schutz bedrohter Tiere initiierte Stiftung, lässt sich der Plan auf einer einstigen Agrarfläche mit Blick auf die Virunga Berge verwirklichen. Die identifizierten Bereiche Forschen, Lehren und Lernen erhalten je ein eigenes Gebäude: In der Cindy Broder Conservation Gallery informiert eine Ausstellung anhand bislang unveröffentlichter Artefakte über die Arbeit Dian Fosseys. Fast zwei Jahrzehnte lebte die Wissenschaftlerin unweit des Areals in einem Zelt, um das Verhalten der Berggorillas aus nächster Nähe zu studieren. Überdies werden die Zusammenhänge zwischen einem aktiven Gorilla- und Naturschutz anschaulich erklärt. Ferner befinden sich hier Meeting- und Konferenzräume sowie ein Café. Ein besonderes Highlight ist die Beobachtungsbühne mit einem 360-Grad-Panorama, auf der Berggorillas hautnah zu erleben sind. Im Sandy and Harold Price Research Center ist ein modernes Forschungszentrum für Gorilla-Genetik, -Physiologie und -Paläontologie untergebracht, dessen Laborkapazitäten um das Fünffache erweitert werden können. Jährlich rechnet die Stiftung mit Hunderten Wissenschaftler:innen und Studierenden, die hier teilweise für längere Zeit forschen und arbeiten und für deren Unterbringung 30 Plätze in einigen, kleineren Nebengebäuden zur Verfügung stehen. Auf die Lernbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen ist das Rob und Melani Walton Education Center ausgerichtet. Neben Klassenräumen laden ein Computerraum und eine Bibliothek zur Beschäftigung mit Berggorillas ein. Bei einer Tablet-Führung durch den angrenzenden botanischen Lehrgarten mit über 250.000 lokalen Pflanzen kann das Wissen über die örtliche Fauna und Flora spielerisch vertieft werden.
Inspiriert von Landschaft und Material
Eine Inspirationsquelle für die Architektur ist den Planern das Zelt, in dem Dian Fossey lebte, als sie anfing, Berggorillas wissenschaftlich zu studieren. Unauffälligkeit, um die Tiere nicht zu stören, war für die Unterkunft ebenso geboten wie Zweckmäßigkeit, um arbeiten zu können. Dank ovaler Kubatur, Dachbegrünung und der Verwendung lokaler Materialien, beispielsweise Vulkangestein zur Fassadenverkleidung, fügen sich die Gebäude, wie einst Dian Fosseys Zelt, sanft in die hügelige Landschaft ein. Für fließende Übergänge in den Gebäuden sorgen überdachte Patios. Die maximale Tageslichtnutzung garantieren Oberlichter und Lochfenster, die den Einsatz von künstlichem Licht weitestgehend überflüssig machen, auch in den Ausstellungsräumen zur Beleuchtung der Exponate. Die Lösung ist nicht nur energiesparend, sondern ermöglicht von beinahe jedem Standpunkt in den Gebäuden einen freien Blick auf die bis zu 4.500 Meter aufragenden Vulkanberge. Vorausschauend ist die Verwendung von nachwachsendem Kiefernholz für die Deckenverkleidung. Erstens erzeugt die in der Region vorkommende Holzart ein angenehmes Raumklima, zweitens muss das Material nicht auf langem Weg zur Baustelle transportiert werden. Darüber hinaus machen sich die Planer die thermochemische Eigenschaft von Vulkangestein, Wärme zu speichern, zu nutze. So setzen sie die zu großflächigen Fliesen verarbeiteten Brocken als Bodenbelag in den Innenräumen ein, die wie eine Fußbodenheizung funktionieren und die Tages- und Nachttemperaturen ausgleichen. Auch die Belüftung erfolgt auf natürliche Weise, in dem über nach außen öffnende Klappfenster bedarfsweise Frischluft in die Räume geführt wird. Dachüberstände dienen als Blend- und Sonnenschutz.
Fassadendesign kombiniert Kreativität mit Funktionalität
Als Basis für das kreative Fassadendesign und die gelungene Lichtdachkonstruktion dient den Planern das vielfach bewährte Fassadensystem "FWS 50" von Schüco. Die Pfosten-Riegel-Fassade aus Aluminium mit 50 Millimeter Ansichtsbreite bietet große Gestaltungsfreiheiten bei gleichzeitig hoher Funktionalität. Entscheidend für die Wahl der Architekten war insbesondere die Qualität und Langlebigkeit des bewährten Systems, die die Wertbeständigkeit und Nachhaltigkeit der Anlage steigern. Ausschlaggebend war außerdem, dass aufgrund vorgefertigter Systemkomponenten die Elemente unkompliziert lokal gefertigt sowie leicht und schnell montiert werden konnten. Optisch reizvoll und praktisch zugleich sind die mit Sitzgelegenheiten ausgestatteten Lichthöfe, die zum Verweilen einladen. Die über den Lichthöfen liegende Lichtdachkonstruktion schützt vor Witterungseinflüssen und versorgt die Lichthöfe mit Tageslicht. Auch die in die Fassade integrierten Lochfenster der Serie Schüco AWS 50.NI lassen viel natürliches Licht in das Gebäude, so dass künstliche Lichtquellen auf ein Minimum reduziert werden können. Hervorragend geeignet ist das Fenstersystem überdies aufgrund seines Cradle-to-Cradle-Zertifikats in der Kategorie Silber, die ihm beste Werte hinsichtlich der Verwendung sicherer und gesunder Materialien und Rohstoffe, dem Umgang mit Wasser und Energie, der Rohstoffwiedergewinnung und sozialer Verantwortung attestiert. Für die Trennwände und Türkonstruktionen im Außen- und Innenbereich kommt das ungedämmte Aluminium-Türsystem ADS 50.NI von Schüco zum Einsatz, das aufgrund seiner stabilen Bauweise überzeugt, durch die raumhohe Elemente sicher realisierbar sind. Mit ihm gelingt ein filigranes Innendesign, das dennoch der hohen täglichen Beanspruchung standhält.
Regenwassersystem setzt Maßstäbe
Einzigartig in Ruanda ist das auf dem Campus installierte Regenwassersystem, das ermöglicht, den auf den Gründachflächen gewonnenen Niederschlag erst für die Toilettenspülung zu nutzen, um das Abwasser anschließend durch ein extra auf dem Gelände angelegtes Feuchtbiotop zu leiten, in dem es gefiltert wird, bevor es schließlich im Boden versickert. Das System basiert auf Schwerkraft und trägt so zu einem reduzierten Energiebedarf bei. Das Konzept adressiert ein ernstes Problem. Denn während der großen Regenzeit zwischen Februar und Mai fällt in der Region bis zu 40 Prozent der jährlichen Niederschlagsmenge. Ein Phänomen, das sich in Verbindung mit dem Klimawandel verstärken dürfte und voraussichtlich zu vermehrten Hochwasserereignissen führen wird, schätzen Experten. Bereits jetzt ist der Bezirk Musanze von Erdrutschen infolge von Starkregen betroffen, so dass Straßen zerstört und nicht selten wochenlang unpassierbar sind.
Beteiligung stiftet Identifikation
Nicht nur architektonisch und konzeptionell ist das Areal beispielgebend. Auch die Integration der Bevölkerung vor Ort in den Bauprozess ist vorbildlich. In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und dem Integrated Polytechnic Regional College Musanze erlernen mehr als 2.400 Menschen – etwa 30 Prozent davon Frauen – einen handwerklichen Beruf durch die praktische Beteiligung an der Gebäudeerstellung. Sie erwerben unter anderem Fähigkeiten in den Bereichen Elektrik, Sanitär, Stahl- und Metallbau sowie Holzverarbeitung und Möbelbau. Überdies eignen sie sich Kenntnisse in der Montage begrünter Dachflächen an und erhalten Schulungen zum Umwelt- und Gesundheitsschutz auf Baustellen. Über 1.600 Gegenstände werden lokal gefertigt, die qualitativ ebenso hochwertig und nachhaltig sind, wie die übrigen eingesetzten Bauprodukte. So ist der Ellen DeGeneres Campus des Dian Fossey Gorilla Fund nicht nur ein Geschenk an die Natur, sondern zugleich ein Sinnbild für die Menschen in der Region, im Einklang mit der Umwelt selbst etwas für sich schaffen zu können.
Die Schüco Gruppe mit Hauptsitz in Bielefeld entwickelt und vertreibt System-lösungen für Fenster, Türen und Fassaden. Mit weltweit 6.330 Mitarbeitenden arbeitet das Unternehmen daran, heute und in Zukunft Technologie- und Service-führer der Branche zu sein. Neben innovativen Produkten für Wohn- und Arbeitsgebäude bietet der Gebäudehüllenspezialist Beratung und digitale Lösungen für alle Phasen eines Bauprojektes – von der initialen Idee über die Planung und Fertigung bis hin zur Montage. 10.000 Handwerksbetriebe und 30.000 Architektur-büros sowie Bauschaffende, die den Bau eines Gebäudes in Auftrag geben, arbeiten weltweit mit Schüco zusammen. 1951 gegründet, ist das Unternehmen heute in mehr als 80 Ländern aktiv und hat in 2021 einen Jahresumsatz von 1,995 Milliarden Euro erwirtschaftet. Weitere Informationen unter www.schueco.de
SCHÜCO International KG
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