Mittelpunkt der Traditionsveranstaltung – die wiederum unter der Schirmherrschaft des Sächsischen Staatsministerium des Innern stand – waren 11 spannende Fachvorträge von Branchenexperten zu aktuellen Problemstellungen aus der Brandschutzplanung und Ausführung, verbunden mit einer großen Tagungsbegleitenden Fachausstellung. Im Fazit: zwei lebendige und spannende Kongresstage mit 900 Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet.

Neue technische Regel TGA in der MVV TB – am Projekt erleben

Im Eröffnungsvortrag der Tagung erläuterte Dipl.-Ing. Peter Vogelsang die neue Technische Regel TGA, die erstmals in der überarbeiteten Version der MVV TB als Anhang 14 enthalten ist. Interaktiv führte er das Fachpublikum durch den Anhang 14 und erläuterte damit anschaulich Struktur und Inhalt der neuen Regel. Gleichzeitig zeigte er Änderungen und Neuerungen detailliert auf, die in der Planung von technischen Brandschutzanlagen unbedingt zu berücksichtigen sind. Ein toller Auftakt mit einem Thema, dass die Brandschutzbranche in der nächsten Zeit zweifelsohne beschäftigen wird.

Konkretisierung von Bauwerksanforderungen der MVV TB am Beispiel von Brandschutztüren

Dipl.-Ing. Thomas Krause-Czeranka ging auf die Fortschreibung der MVV TB ein und erläuterte am Beispiel einer Brandschutztür die Konkretisierung der bauordnungsrechtlichen Anforderung. Darüber hinaus zeigte er neben dem nationalen Verwendbarkeitsnachweis auch konkrete Möglichkeiten des Inverkehrbringens der Türen mit einer CE-Kennzeichnung. Neben den Regelungen aus der derzeitig vorliegenden MVV TB gab er außerdem einen Ausblick auf die zu erwartenden Änderungen durch eine Überarbeitung der MVV TB.

Selbstbestimmt Wohnen auch im Alter? – Welche Chancen bietet die „Wohnformen-Richtlinie“?

Der demografische Wandel ist in Deutschland längst angekommen. Jede fünfte Person ist mittlerweile älter als 66 Jahre und statistisch gesehen, erhöht sich das Risiko bei einem Brandereignis ums Leben zu kommen, mit dem Lebensalter. Prof. André Spindler erläuterte Anforderungen an neue Wohnformen in Pflege- und Betreuungseinrichtungen. Seine anschaulichen Beispiele und Praxisanwendungen zeigten, dass die Muster-Wohnformen-Richtlinie als Arbeitsmittel durchaus für die Erstellung von Brandschutzkonzepten für einen Sonderbau geeignet ist, aber längst nicht alle Fragen oder Probleme löst.

Wie räumt man ein Krankenhaus?

Thematisch passend schloss sich der Doppelvortrag von Prof. Frank Riesner und Dipl.-Ing. Mathias Klinke kurz vor der Mittagspause an: Kennen die Betreiber von Krankenhäusern ihre Aufgaben zu Brandschutzkonzepten und Räumungskonzepten? Am Beispiel des Universitätsklinikums in Lübeck erläuterten die beiden Referenten sehr praxisnah die Räumung einer Krankenstation im Brandfall. Sie zeigten ebenfalls, wie wichtig Räumungsübungen und Mitarbeiterschulungen sind.

Spielräume erkennen und nutzen

In den Planungen von Schulneubauten finden zeitgemäße Konzepte wie Lernlandschaften oder Cluster Eingang. Dagegen ist das Raumangebot in Bestandsgebäuden deutlich eingeschränkter. Andreas Flock, Brandschutzsachverständiger aus Berlin, stellte Lösungen vor, wie notwendige Flure in bestehenden Schulen schrittweise möbliert und so als zusätzliche Räume genutzt werden können, bei denen das Sicherheitsniveau aus brandschutztechnischer Sicht erhalten werden kann.

Die besonderen Herausforderungen des gebäudetechnischen Brandschutzes

Der Erlebnisbericht von ö.b.u.v.-Sachverständiger Manfred Lippe zeigte anschauliche Praxisbeispiele in der Gebäudetechnik auf. Was können Abschottungen bei einem Brandfall leisten und wie sind Verwendbarkeitsnachweise zu führen? Auf diese und viele weitere Fragen aus dem Arbeitsalltag konnte Herr Lippe konkrete Antworten liefern und somit auch bei den Teilnehmern untereinander Diskussionen anregen.

So geht bauen mit Holz

Holz als Baustoff liegt auch 2019 voll im Trend und erfährt eine ungeahnte Renaissance. Prof. Dirk Kruse referierte über Vorschriftenlage und Umsetzungsmöglichkeiten im Holzbau. Dient der anlagentechnische Brandschutz dabei als Hilfsmittel? An konkreten Praxisbeispielen erläuterte er, wie auf eine Brandschutzbekleidung in den Gebäudeklassen 4 und 5 unter bestimmten Voraussetzungen verzichtet werden kann.

Highlight zum 20-jährigen Jubiläum der Sachverständigentage in der Mittagspause am ersten Tag: „Actionpainter“ Jo Herz zauberte live einen kreativen Rückblick auf 20 Jahre Brandschutz-Weiterbildung auf eine Leinwand. Ein weiteres Highlight war der traditionelle Abend im Gewölberestaurant Sophienkeller. Bei leckeren sächsischen Spezialitäten in uriger Atmosphäre wurde gemeinsam mit Teilnehmern, Ausstellern, Referenten und EIPOS-Mitarbeitern gegessen, getrunken und gelacht.

SIL – Was jeder Brandschutzplaner wissen sollte

Die Abkürzung SIL („Safety Integrity Level“) ist zu einem Synonym der funktionalen Sicherheit geworden. Prof. Jörg Reintsema beantwortete in seinem Vortrag Fragen zu eben dieser funktionalen Sicherheit und den Anforderungen aus dem Bauordnungsrecht. Lässt sich SIL mit den Prüfgrundsätzen der Prüfsachverständigen vereinbaren? Und was regelt die MVV TB dazu? Das Publikum erhielt einen fundierten Überblick zur SIL-Anwendung.

Wirk-Prinzip-Prüfungen in der Praxis – Erfahrungen und Hinweise

Der Begriff Wirk-Prinzip-Prüfung für die Überprüfung des bestimmungsgemäßen  Zusammenwirkens der prüfpflichtigen technischen Anlagen wurde erstmals 2011 in der Muster-Prüfverordnung erwähnt. Mittlerweile kann die Brandschutz-Branche auf acht Jahre Erfahrung zurückblicken, in denen sich bestimmte Herangehensweisen in der Vorbereitung und Durchführung von Wirk-Prinzip-Prüfungen etabliert haben. Dirk Borrmann berichtete ihn seinem Vortrag über seine Erfahrungen und gab ausführliche Hinweise zu notwendigen Unterlagen, der Vorbereitung oder der Durchführung.

Erste Gehversuche: Brandschutzplanung in BIM

Die Digitalisierung ist im Bauwesen angekommen und Building Information Modeling gewinnt auch für den Brandschutzplaner zunehmend an Bedeutung. Ole Matthiesen gab anhand von konkreten Projektbeispielen (u.a. Olympus Europa Campus in Hamburg) einen Einblick in den aktuellen, noch jungen Stand der Anwendungspraxis. Daran wurde das enorme Potenzial BIM-basierter Brandschutzplanung deutlich. Während es aktuell noch darum geht, die vielen neuen Werkzeuge zu erlernen, soll BIM zukünftig mit all seinen Möglichkeiten in vielen Bereichen der Brandschutzplanung mehrwertbringend eingesetzt werden.

Elektromobilität – Brauchen wir eine neue Garagenverordnung?

Die Zahl der Elektrofahrzeuge steigt zunehmend und damit auch die Anzahl der in Garagen abgestellten Fahrzeuge, die ein wiederaufladbares Batteriemodul aus Lithium-Ionen-Zellen enthalten und damit ein scheinbar größeres Schadensrisiko darstellen. Prof. Roland Goertz berichtet aus 12 Jahren Forschung zur Zersetzung dieser Batterien und ging konkret auf Gefährdungen bei Elektrofahrzeugen ein.

DIN 4102 (-4) – Eine treue Begleiterin seit 85 Jahren

Einen passenden Abschluss der diesjährigen Sachverständigentage brachte der Vortrag von Prof. Gerd Geburtig: Mit einem geschichtlichen Überblick und einer Zusammenfassung aller Vorträge der Veranstaltung stellt er die DIN 4102 als Quantensprung der brandschutztechnischen Klassifikationsgeschichte dar, die auch heute noch in der aktuellen Fassung von 2016 als eingeführte Technische Baubestimmung zur Verfügung steht.

Begleitet wurden die EIPOS-Sachverständigentage wiederum durch eine große Fachausstellung mit 80 Unternehmen der Brandschutzbranche, welche viel Raum für die Kongressteilnehmer bot, um sich über neue technische Lösungen, Produkte und Entwicklungen zu informieren.

Save the date: Die 21. EIPOS-Sachverständigentage finden am 16./17. November 2020 statt!

Über die EIPOS – Europäisches Institut für postgraduale Bildung GmbH

EIPOS – das Kompetenzzentrum für Weiterbildung im Bauwesen – ist ein Tochterunternehmen der Technischen Universität Dresden Aktiengesellschaft (TUDAG) und folgt seit 30 Jahren dem Leitsatz "Qualifikation schafft Zukunft". Exzellente Dozenten aus Wirtschaft und Wissenschaft garantieren ein qualitativ hochwertiges Angebot. Hohe Qualitätsmaßstäbe und eine kontinuierliche Evaluierung und Weiterentwicklung der deutschlandweiten Angebote bieten den Teilnehmern eine Qualifikation und Spezialisierung auf Spitzenniveau. Die EIPOS-Weiterbildungen vermitteln Praxiswissen mit hoher theoretischer Fundierung und befähigen die Absolventen dazu, die neuen Kompetenzen in ihren beruflichen Herausforderungen gewinnbringend einzusetzen.

Vor allem Architekten und Bauingenieure, darunter viele freiberuflich tätige Sachverständige, nutzen die vielfältigen Angebote von EIPOS, um sich in ihrem Fachgebiet berufsbegleitend zu qualifizieren und spezialisieren.

Seit der Gründung von EIPOS im Jahr 1990 haben sich ca. 30.000 Teilnehmer zu qualifizierten Experten, Fachplanern und anerkannten Sachverständigen weitergebildet. Mehr als 2.600 Teilnehmer pro Jahr nutzen die Weiterbildungsangebote. Die Motivation reicht vom Anspruch, fachlich fit im eigenen Tätigkeitsbereich zu bleiben, bis zum Ziel, sich neue Berufsfelder zu erschließen.

EIPOS steht für unabhängige Beratung, individuelle Betreuung und anerkannte Weiterbildung. Über 400 exzellente Dozenten aus Wissenschaft und Wirtschaft mit ausgewiesener Qualifikation, Berufs- und Lehrerfahrung sind dabei in der Lehre aktiv. Zudem bietet EIPOS ein umfangreiches bundesweites Kompetenznetzwerk, in dem Dozenten und Teilnehmer auf Augenhöhe von vielfältigen Erfahrungen profitieren.

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