Das Jahr 2022 war voller überraschender Erkenntnisse in Studien über unsere Ernährung und deren Auswirkungen auf die Herzgesundheit.

Unter den vielen Veröffentlichungen zu diesem Themenfeld sind uns einige Publikationen aufgefallen, die interessante Konsequenzen für unsere Ernährung haben könnten.

Nicht alle gesättigten Fettsäuren wirken gleich

Es hat sich herausgestellt, dass einige gesättigte Fettsäuren besser – beziehungsweise weniger schädlich – für die Herzgesundheit sind als andere.

In der Vergangenheit dominierten in der Forschung Vergleiche zwischen gesättigten Fettsäuren aus Rind- und Lammfleisch mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren aus beispielsweise Nüssen.

Mit einer Studie von Dr. Marinka Steur und Prof. Nita Forouhi wurde dieses Paradigma allerdings nun in Frage gestellt, und es entwickelte sich eine Debatte über die Unterschiede zwischen gesättigten Fettsäuren. Verglichen wurden gesättigte Fettsäuren aus Fleisch und Butter mit gesättigten Fettsäuren aus Käse, Fisch und Joghurt.

Bei der Untersuchung von über 27.000 Menschen mittleren Alters im EPIC-CVD-Register fanden die Forschenden heraus, dass Menschen, die mehr gesättigte Fettsäuren aus rotem Fleisch und Butter zu sich nahmen, eher zu Herzkrankheiten neigten. Entgegengesetzte Ergebnisse zeigten sich bei Personen, die mehr gesättigte Fettsäuren aus Käse, Joghurt und Fisch aßen. Bei dieser Personengruppe wurde sogar ein Zusammenhang mit einem verringerten Risiko für Herzerkrankungen gefunden.

Die Autor*innen der Studie vermuten, dass dies auf bestimmte ausgleichende Faktoren in einigen dieser Lebensmittel zurückzuführen sein könnte. Joghurt enthält zum Beispiel viel Vitamin K2 und Probiotika, während Palmitinsäure aus rotem Fleisch zu erhöhtem Cholesterinspiegel führen kann. Bei Pentadecansäure, die in Käse enthalten ist, wird ein Zusammenhang mit einem verringerten Risiko für Herzkrankheiten gesehen.

Die üblichen Verdächtigen: Schokolade, Wein, Kaffee und Vollfettmolkereiprodukte

Laut einer Übersicht zu Ernährungsempfehlungen, die im European Society of Cardiology Journal veröffentlicht wurde, ist die Ernährung der wichtigste Einzelfaktor bei der Bestimmung des Risikos für Herzerkrankungen.

Es gibt jedoch weiterhin offene Fragen zu den Auswirkungen eines moderaten Konsums von Schokolade, Wein und Kaffee auf die Herzgesundheit.

Die Autor*innen fanden keine Evidenz dafür, dass Vollmilchprodukte ein größeres Risiko für Herzkrankheiten bergen als fettarme Milchprodukte. Bei Schokolade sind sich die Expert*innen bisher noch nicht einig geworden.

Bis zu zwei Gläser Wein pro Tag für Männer oder ein Glas für Frauen können tatsächlich einige kardiovaskuläre Vorteile haben, sowohl im Vergleich zu Menschen, die überhaupt keinen Wein trinken, als auch zu Menschen, die mehr als diese Mengen trinken. Die Forschenden weisen jedoch darauf hin, dass es noch nicht genügend Daten gibt, um diese Feststellung zu treffen – und dass bei vielen der verfügbaren Studien Menschen mit Diabetes und Vegetarier ausgeschlossen wurden.

Bis zu drei Tassen Kaffee oder Tee pro Tag können einen gewissen Nutzen für die kardiovaskuläre Gesundheit haben, größere Mengen nicht.

Ist eine pflanzliche Ernährung die bessere Wahl?

Immer mehr Menschen auf der ganzen Welt ernähren sich vegetarisch, und ihre Anzahl wächst sehr stark, insbesondere in Ländern wie Nigeria, Pakistan, Deutschland, Brasilien und Italien.

Pflanzliche Ernährung bedeutet nicht zwangsläufig, dass man auf Fleisch verzichten muss. Aber sie bedeutet, dass bei den Mahlzeiten „Gemüse an erster Stelle" steht. Eine typische pflanzliche Ernährung umfasst Vollkornprodukte, Olivenöl, aber keine trans-Fettsäuren, Hülsenfrüchte, viel Obst aller Art und Nüsse – also Lebensmittelgruppen, die sich positiv auf die Herzgesundheit auswirken. Eine pflanzliche Ernährung kann also eine kluge Entscheidung für Menschen sein, die ihre Herzgesundheit optimieren wollen.

Und ist es nie zu spät, damit anzufangen. Jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass eine pflanzliche Ernährung in jedem Alter Vorteile für die Herzgesundheit hat. Die Vorteile sind umso größer, je früher eine Person damit beginnt. Menschen, die sich pflanzlich ernährten, wurden dreißig Jahre lang beobachtet und hatten ein um 52 Prozent geringeres Risiko, eine Herzerkrankung zu entwickeln.

Gleichzeitig hatten Frauen, die um ihr 50. Lebensjahr herum mit einer pflanzlichen Ernährung begannen, ein um 14 Prozent geringeres Risiko, 15 Jahre später eine Herzerkrankung zu entwickeln.

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