Die Gebäudeenergiegesetz-Novelle mit dem viel diskutierten Aus für neue fossile Heizungen ist noch längst nicht beschlossen und dennoch hat es den deutschen Immobilienmarkt nach Ansicht von Branchenkennern längst umgekrempelt: Fast schon egal, wie genau die Regelung am Ende aussehen wird: Die energetische Beschaffenheit eines Gebäudes wir künftig deutlich mehr als bisher in die Bewertung einfließen – der Bestand steht damit vor einer Neubewertung. Allerdings ist die Bereitschaft der Eigentümer in die energetische Ertüchtigung ihrer Gebäude zu investieren trotzdem gering -nicht zuletzt aufgrund mangelnder Anreize durch die Politik. Das zeigen zumindest Ergebnisse einer Ende April 2023 veröffentlichten Expertenbefragung im Auftrag des BBSR.

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hat 240 Immobilienakteure mit geschäftlichem Schwerpunkt bei Wohn-, Logistik-, Einzelhandels- und Büroimmobilien online befragt, wie sie aktuelle Einflussfaktoren auf den Immobilienmarkt bewerten. Das Ergebnis spricht für sich: Neun von zehn Expertinnen und Experten stimmten der Aussage zu, dass die energetische Beschaffenheit eines Gebäudes für den Kaufpreis einen immer größeren Einfluss haben wird – und zwar unabhängig davon, ob die Antwortenden hauptsächlich im Wohnimmobilienmarkt oder in einem der Wirtschaftsimmobiliensegmente tätig sind.

Dass die energetischen Eigenschaften der Gebäude im aktuellen Marktwert bereist gut eingepreist sind, finden dagegen nicht mehr als 21 Prozent der Immobilienprofis. Damit steht dem Markt für Immobilien eindeutig eine Neubewertung ins Haus – die Angebotsaufpreise für zahlreiche Bestandsimmobilien dürften drastisch sinken – eine überfällige Marktkorrektur gerade auf dem Wohnimmobilienmarkt, wo es nach dem alten Immobilienmotto „Lage! Lage! Lage!“ zu teilweise aberwitzigen Überbewertungen gekommen ist.

Doch selbst, wenn die Angebotspreisblase platzt: Von einer Preisreduzierung auf dem Immobilienmarkt kann keine Rede sein, da die laut Gebäudeenergiegesetz geforderten energetischen Mindeststandards und Anforderungen an die Heiztechnik (wie auch immer sie am Ende definitiv aussehen mögen) auf jeden Fall vom Käufer umfangreiche Investitionen in derartige Immobilien verlangen werden.

Die Bereitschaft, die Gebäude vor dem Verkauf zu modernisieren, hält sich in Grenzen
Auch, wenn sich am Markt für die Käufer wenig ändert (sprich: die Kosten für den Immobilienerwerb bewegen sich weiter in schwindelerregenden Höhen, die Nachfrage dürfte sich daher kaum erholen): Die Anbieterseite kann bei ungenügend modernisierten Bestandsimmobilien bald deutlich weniger Rendite erzielen. Für sie rechnet es sich derzeit auch nicht, vor dem Verkauf des Gebäudes auf dem Markt in den energetischen Zustand des Gebäudes zu investieren:

So rechnen 71 Prozent der befragten Immobilienfachleute nicht damit, dass die Immobilieneigentümer genügend in bauliche Maßnahmen investieren werden, um die Energiesparziele im Gebäudesektor zu erreichen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass für ebenfalls 72 Prozent der Immobilienexpertinnen und -experten feststeht, dass es derzeit nicht genügend politische Anreize und Maßnahmen gibt, um Besitzer zu Energieeinsparmaßnahmen zu motivieren.

Die Hypothekenzinsen werden von den Immobilienbranchenprofis am häufigsten als Hindernis für Immobilieninvestitionen identifiziert – noch weit vor der Entwicklung der Inflation (und damit der Energiekosten). Mehr als die Hälfte der der Befragten geht daher davon aus, dass sich der Käufermarkt für Wohneigentum drastisch verkleinern wird.

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