Lange Ladezeiten und mangelhafte Reichweite sind nach wie vor die Hauptargumente gegen den E-Autokauf, auch in China. Um die Reichweitenangst der Kunden zu bekämpfen fährt der chinesische Hersteller Nio deshalb mehrgleisig, ein Wechselakku-System gehört zum Service-Angebot

Dr. Jan Burgard: “Entlang der Autobahn G2 zwischen Peking und Shanghai, bietet Nio den Fahrern seiner E-Autos einen ganz speziellen Service: Wechselstationen für ihre Akkus. Nio startete im Jahr 2018 mit acht Wechselpunkten entlang dieser Hauptmagistrale. Mittlerweile ist das Netz auf 158 Stationen in mehr als 50 Städten gewachsen. In den Stationen haben seither mehr als 800.000 Batteriewechsel stattgefunden.

Damit ist Nio viel weiter gekommen, als Shai Agassi mit seinem 2007 gegründeten, Better Place genannten Projekt, das bereits 2013 bankrott ging. Agassi konnte seinerzeit weder eine ausreichende Zahl an Industriepartnern für eine Standardisierung noch größeres Kundeninteresse für die Idee des Wechselakkus gewinnen.

Aber seither ist die Akzeptanz der E-Mobilität stark gewachsen und Nio betrachtet, anders als Agassi, die austauschbare Batterie lediglich als einen von mehreren Bausteinen im Angebot für die Kunden. Sie können bei Nio Wallboxen für das Laden zu Hause bekommen und die Fahrzeuge sind schnelladefähig. Sollte weder eine Wechselstation, noch ein Schnelllader in erreichbarer Nähe sein, schickt Nio eins der so genannten Power Mobile. Dabei handelt es sich um mit Akkus bestückte Kleintransporter, die einen Nio binnen zehn Minuten mit 100 km zusätzlicher Reichweite versorgen können. In China ist ein Teil dieser Services, die unter dem Oberbegriff Nio Power zusammengefasst werden, kostenlos.

Wenn Nio-Kunden die Akkus ihrer Autos mieten, bringt ihnen das zwei wesentliche Vorteile. Der Kaufpreis der Modelle sinkt um umgerechnet rund 10.000 Euro, was eine staatliche Förderung des Kaufs möglich macht. Außerdem kann der Kunde das Battery-as-a-Service-Angebot nutzen und muss sich dann keine Sorgen um Alterung oder Updates des Stromspeichers machen, er hat stets Zugriff auf die aktuelle Batterie-Hardware.

Die Wechselstationen, von denen jede fünf Akkus enthält, beanspruchen lediglich die Fläche von drei Parkplätzen, sie eignen sich damit auch zum nachträglichen Aufbau in Städten und können den Ausbau der E-Auto-Infrastruktur beschleunigen. Allerdings besitzt das System einen Nachteil, denn es ist proprietär. BAIC BJEV und Geely setzen mittlerweile ebenfalls auf Tauschbatterien, die aber nicht mit denen von Nio kompatibel sind. Hier droht ein Verdängungswettbewerb, in dem ein kleiner Hersteller wie Nio nur schwer bestehen kann. Auch der eigene Erfolg kann für Nio problematisch werden. Denn bei häufiger Nutzung des Wechselservices, erscheinen lediglich fünf Akkus pro Station sehr wenig. Kommen sechs Nio-Fahrer in schneller Folge, wäre für den Letzten keine volle Batterie verfügbar. Um solche Engpässe zu vermeiden, müsste man die Wechselcenter mit zusätzlichen Batterien ausstatten. Dann wäre allerdings das vor Ort gebundene Kapital enorm, ein Problem für die Rentabilität. Nio verspricht Engpässe durch einen zügigen Ausbau des Netzwerkes gar nicht erst entstehen zu lassen.

Nach meiner Einschätzung ist der langfristige Erfolg dennoch nicht sicher. Der zügige Ausbau der Ladeinfrastruktur, auch mit Superschnellladern und neue Batterietypen mit höherem Energieinhalt für mehr Reichweite, können die Tauschbatterien schon in wenigen Jahren für Privatkunden obsolet machen. Ich sehe das Potenzial der Wechselakkus viel eher bei Lieferfahrzeugen, für Taxiflotten oder den Lkw-Verkehr in großen Industriearealen.“

Ein Porträt von Herrn Dr. Burgard ist natürlich angehängt, seine Vita kommt hier:

Dr. Jan Burgard (1973) begann seine Laufbahn 1998 bei der Investmentbank Man Group in New York und dem Familienunternehmen May Holding in Köln. Nach der operativen Verantwortung für das Portfoliounternehmen ist er Ende 2000 als Berater bei Mercer Management Consulting eingestiegen. Nach Promotion und weiterer Beratungstätigkeit bei Oliver Wyman verantwortete Dr. Burgard zuletzt im Management der Audi AG die Vernetzungsinitiative Audi connect im Vertrieb.

Er komplettiert seit Oktober 2011 die Gründungspartner von Berylls Strategy Advisors. Seine Beratungsschwerpunkte liegen bei Digitalisierungsstrategien, Big Data, künstlicher Intelligenz und der end-to-end Umsetzung von digitalen Produkten.

Studium der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre an der Universität Siegen, Promotion an der Johannes Kepler Universität Linz.

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